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Vecihi HÜRKUS

 Vecihi HÜRKUS:

Der überaus erfolgreiche Militärflieger Vecihi HÜRKUS (übersetzt: FREIER VOGEL) begann nach Beendigung der Feindseligkeiten im 1. Weltkrieg und des nachfolgenden Befreiungskrieges eigene Flugzeuge zu konstruieren. Zunächst baute er aus überschüssigen und vom Feind erbeuteten Flugzeugteilen den zweisitzigen Aufklärer Vecihi K-VI. Die Beamten der staatlichen Zulassungskommission, die mit den Zulassungsformalitäten der neuen Maschine beauftragt waren, waren allerdings dazu nicht imstande. Um ihre Unfähigkeit zu verschleiern verzögerten sie mit fadenscheinigen Argumenten die so sehr ersehnte Zulassung. Verärgert über diese Inkompetenz, führte Vecihi HÜRKUS schließlich den Jungfernflug der K-VI ohne deren Freigabe durch. So fand der erfolgreiche 15-minutige Erstflug der K-VI am 28.01.1925 in Izmir statt, was letztendlich dazu führte, dass er zu einer 15-tägigen Haftstrafe verurteilt und das erste türkisch konstruiertes Flugzeug auf behördlichem Erlass verschrottet wurde.

Im gleichen Jahr trat Vecihi HÜRKUS der neu gegründeten TOMTAS als Testpilot bei. Im Zusammenhang mit der Junkers A-20-Beschaffung durch das türkische Militär, wurde er Ende 1925 zu den Junkers- Flugzeugwerken nach Dessau gesandt. Hier hatte er, in enger Zusammenarbeit mit Prof. Hugo JUNKERS, entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Junkers A-35. 

1930 baute Vecihi HÜRKUS sein zweites Flugzeug, die Vecihi XIV. Es war ein zweisitziges Mehrzweckflugzeug. Der Jungfernflug fand am 16.09.1930 in Istanbul statt. Nach der Testphase flog er mit seiner Vecihi XIV nach Ankara und versuchte erneut die Zulassung zu bekommen. Am 14.10.1930 bekam er die offizielle Nachricht, dass „die Zulassung nicht gewährt werden kann, weil niemand in der Türkei dazu imstande sei“. Auf sein Drängen war die Behörde aber gewillt, der Vecihi XIV die Zulassung zu gewähren, wenn es auch die tschechoslowakische Zulassungsbehörde tat. Daraufhin zerlegte der Privatmann Vecihi HÜRKUS sein Flugzeug, verpackte es in Kisten und brachte es mit der Eisenbahn nach Prag. Als er am 06.12.1930 in Prag ankam, musste er zunächst alle Dokumente ins tschechische übersetzen lassen, bevor überhaupt mit den vorgeschriebenen Tests begonnen werden konnte. Am 23.04.1931 bekam die Vecihi XIV endlich die ersehnte tschechische Zulassung. Gleich darauf flog er mit seiner Vecihi XIV aus Prag ab und landete am 05.05.1931 in der Türkei. Wie zu erwarten war, fand Ankara neue Gründe um die Flüge mit der Vecihi XIV zu behindern.

Trotz der unzähligen Schikanen baute Vecihi HÜRKUS weiterhin Flugzeuge. So entstand 1933 das dreisitziges Mehrzweckflugzeug Vecihi XV in Halbmetallbauweise. 1934 wurde die Vecihi XVI, ein viersitziger Kabineneindecker, gebaut. Später wurden die Vecihi XIV und die Vecihi XVI auf Schwimmern gesetzt und als Vecihi XIVD und Vecihi XVID geflogen. Die Abkürzung D steht für Deniz (das Meer). 1938 baute Vecihi HÜRKUS sein letztes Flugzeug, die Vecihi K-XVII. Zu diesem Hochdecker konnten leider keine weiteren Angaben gefunden werden. Bemerkenswert ist, dass keines seiner Flugzeuge je die offizielle türkische Zulassung bekommen hat.

Trotzdem fand Vecihi HÜRKUS ein Weg um sie dennoch zu fliegen. Am 21.04.1932 gründete er in Istanbul, die erste zivile Fliegerschule der Türkei, die Vecihi Sivil Tayyare Mektebi. Als am 27.09.1932 die Ausbildung begann, waren 12 Schüler, darunter zwei weibliche Flugschülerinnen, eingeschrieben. In der Fliegerschule wurden ausschließlich von Vecihi HÜRKUS konstruierte Flugzeuge eingesetzt. Wegen den Schwierigkeiten mit den Behörden und nicht zuletzt aus finanziellen Gründen musste die Schule 1934 den Flugbetrieb leider einstellen.

Eines der vorgeschobenen Gründe, weshalb die Behörden ihm fortlaufend Steine in den Weg legten war seine nicht ausreichende akademische Ausbildung. Um dieses für alle Zeiten aus der Welt zu schaffen und natürlich wegen seiner Affinität zu der Fliegerei, studierte Vecihi HÜRKUS an der Technischen Hochschule in Weimar Flugzeugbau. Am 29.02.1939 legte er sein Examen zum Flugzeugbauingenieur ab. Als er anschließend in die Türkei zurückkehrte, wen wundert es da noch, wurde sein Diplom erst nach einem Gerichtsbeschluss anerkannt.

Nach dem 2. Weltkrieges versuchte er seine fliegerische Erfahrung jungen Studenten weiter zu geben. So gründete er 1947 die Flügel-Vereinigung, die Kanatlilar Birligi. Mit einem von der türkischen Luftfahrtsliga beschafften Miles Magister Ausbildungsflugzeug wurden die Flüge durchgeführt. Auch versuchte er sich als Geschäftsmann sich zu betätigen. 1951 gründete er mit fünf Freunden die Gesellschaft Türkischer Flügel (Türk Kanadi). Erklärtes Ziel der Gesellschaft war es mit 3 aus Großbritannien beschafften Auster Mk.V Flugzeugen, Agrarfliegerei in der Türkei durchzuführen. Nach Uneinigkeiten unter den Teilhabern verließ er die Gesellschaft. Ein Jahr später führte er im Ein-Mannunternehmen mit einer Percival Proctor V Reklameflüge für Babynahrung durch.

Am 29.11.1954 gründete er die erste zivile Fluggesellschaft der Türkei, die Freebird Airlines (Hürkus Hava Yollari). Mit insgesamt 8 von der staatlichen Turkish Airlines ausgemusterten DH-86B Dragon Express/DH-89A Dominie/DH-90 Dragonfly, einer DH-82A Tiger Moth und einer Miles M.57 Aerovan Flugzeugen versuchte er Passagiere und Fracht zu befördern. Erneut hatte er mit erheblichen behördlichen Hindernissen zu kämpfen, so dass er mit seinem letzen verbliebenen Flugzeug im Auftrag des staatlichen Erz-Erforschungs- Instituts (Maden Tetkik Arama Enstitüsü), Erkundungsflüge über Anatolien durchführte.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der geniale Pionier Vecihi HÜRKUS durch die behördliche Inkompetenz und deren Willkür, und nicht zuletzt durch Neid und Missgunst seiner näheren Umgebung, in seinem Handeln erheblich behindert und schließlich in den Ruin getrieben wurde.

Er starb am 16.07.1969.

Hersteller

Lizenzgeber

Typ

Datum

Anzahl

Bemerkungen

Vecihi HÜRKUS

Eigenentwicklung – TR

Vecihi K-VI

1924

1

Aufklärer

Vecihi HÜRKUS

Eigenentwicklung – TR

Vecihi - XIV

1930

2

Mehrzweckflugzeug

Vecihi HÜRKUS

Eigenentwicklung – TR

Vecihi - XV

1933

1

Mehrzweckflugzeug

Vecihi HÜRKUS

Eigenentwicklung – TR

Vecihi - XIVD

1933

1

Wasserflugzeug

Vecihi HÜRKUS

Eigenentwicklung – TR

Vecihi - XVI

1934

1

Verkehrsflugzeug

Vecihi HÜRKUS

Eigenentwicklung – TR

Vecihi - XVID

1934

1

Wasserflugzeug

Vecihi HÜRKUS

Eigenentwicklung – TR

Vecihi K-XVII

1938

1

Mehrzweckflugzeug

Das erste türkisch konstruiertes Flugzeug: die Vecihi K-VI. Ihr Jungfernflug brachte dem Konstrukteur 15 Tage Haft ein.

Die in der Tschechoslowakei zugelassene
 Vecihi XIV.

Das dreisitziges Mehrzweckflugzeug Vecihi XV.

Der viersitziger Kabineneindecker
 Vecihi XVI (Nuribey).

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